Der Traktat תמיד, ein verkürzter Ausdruck für עולת תמיד „das tägliche Ganzopfer,“ beschreibt die Darbringung des täglichen Opfers am Morgen und am Nachmittag (Exod. 29, 38—42 ; Num. 28, 1—8) und die ihr vorangehenden und sich an sie anschliessenden Dienstverrichtungen der Priester im Heiligtume. Ueber die Reihenfolge, in welcher die einzelnen Dienstverrichtungen vorgenommen wurden, bestehen Meinungsverschiedenheiten unter den Mischnalehrern. Maimonides gibt in seinem Ritualcodex (הלכות תמידין ומוספין Kap. IV) folgende kurze Darstellung: Kurz vor Tagesanbruch erschien der Priester, der das Amt hatte, die Verteilung der einzelnen Dienstbandlungen unter die an dem Tage den Dienst versehenden Priester zu leiten, und klopfte an das Aussentor eines Nebenraumes des Heiligtums, in dem die Priester sich während der Nacht aufhielten. Nachdem die Priester ihm geöffnet hatten, folgten sie ihm durch eine kleine Nebenpforte in die Opferhalle, es führte von diesem Nebenraume auch ein grösseres Tor in die Opferhalle, dieses wurde aber erst zugleich mit den übrigen Tempeltoren geöffnet. Nachdem sie sich durch einen Rundgang rings um die Opferhalle überzeugt hatten, dass alles richtig an seiner Stelle war, blieben die Priester, die dazu bestimmt waren, die Brote für das von dem Hohenpriester täglich darzubringende Brotopfer herzustellen, in dem hierfür bestimmten Raume zurück, während die übrigen sich in den die Quaderhalle genannten Raum begaben. Hier wurden durch zwei aufeinander-folgende Losungen zunächst diejenigen Priester bestimmt, welche die zunächst zu veri ichtenden Dionsthandlungen auszuführen hatten. Die erste dieser Diensthandlungen war das Abheben der Asche von dem Opferaltar und die Herrichtung und das Anzünden der Holzstösse auf dem Altar, des grossen Holzstosses, auf dem die Opferteile verbrannt wurden, und des kleineren, von dem die Kohlen, die bei der Darbringung des Räucher werks gebraucht wurden, genommen wurden. Nachdem so der Altar für die Darbringung des Opfers hergerichtet war, wurden aus der Geräte-Kammer alle heiligen Geräte herausgeholt, die man beim Opferdienst des Tages gebrauchte, und das zum Opfer bestimmte Lamm aus der Lämmerhalle an die auf der Nordseite der Opferhalle befindliche Schlachtstelle geführt. Während hier die Vorbereitungen für das Schlachten des Opfertieres getroffen wurden, traten die beiden Priester, auf die das Los gefallen war, den Innen-Altar und den heiligen Leuchter zu reinigen und herzurichten, an das in den Hechal führende grosse Tor, das Tor wurde geöffnet, gleichzeitig auch alle anderen in das Heiligtum führenden Tore. Die beiden Priester traten in den Hechal ein, der eine ging zum Innen-Altar und säuberte ihn von der auf ihm zurückgebliebenen Asche. Während er damit beschäftigt war, wurde das Opfertier geschlachtet und dann das Blut an den Opfer-Altar gesprengt. Darauf trat der zweite Priester an den heiligen Leuchter heran, um zunächst fünf von seinen sieben Lampen herzurichten; dann verliessen beide Priester wieder den Hechal. Inzwischen hatten die mit dem Opfertiere beschäftigten Priester das Tier abgehäutet und in seine Teile zerlegt und trugen nun die einzelnen Stücke in genau vorgeschriebener Reihenfolge zum Altare hin und legten sie auf der unteren Hälfte der zum Altare binauflführenden Rampe nieder. Darauf begaben sich sämtliche Priester wieder in die Quaderhalle und beteten dort das Schma und einzelne Abschnitte aus dem Morgengebete. Durch eine dritte Losung wurde nun bestimmt, wer von den Priestern das Räucherwerk darbringen sollte, hierzu wurden, soweit solche anwesend w’aren, nur Priester herangezogen, die damit noch nie betraut worden waren, weil das Darbringen des Räucherwerks als diejenige Opferhandlung galt, die für den sie ausführenden ganz besonderen Segen im Gefolge hatte. Durch eine vierte Losung wurde dann bestimmt, wer die Opferteile von der Rampe auf den Altar bringen sollte. Zuerst wurde nun das Räucherwerk dargebracht, dann betrat der Priester, der den Leuchter zu reinigen hatte, nochmals den Hechal, um die beiden noch nicht gereinigten Lampen herzurichten, darauf verliessen die Priester wieder den Hechal und stellten sich zusammen mit den übrigen Priestern, die durch den Schall eines weithin hörbaren Instruments zusammenberufen worden waren, auf den von der Opferhalle zum Ulam hinauflführenden Stufen auf. Nachdem die Opferstücke auf dem Altar dargebracht worden und auch die hierbei beschäftigt gewesenen Priester auf die Stufen zum Ulam getreten waren, begannen die Priester den Priestersegen zu sprechen, wobei sie den heiligen Namen Gottes, so wie er geschrieben wird, aussprachen, was nur im Heiligtume gestattet war. Dann wurde auch das zum Tieropfer gehörende Mehlopfer auf dem Altar dargebracht, darauf das Pfannenopfer des Hohenpriesters und zuletzt das Weinopfer. In dem Augenblick, wo der Priester begann, den Wein auf den Altar zu giessen, setzte die Tempelmusik und der Gesang der Leviten ein, für jeden Wochentag war ein anderer Psalm bestimmt, den die Leviten unter Musikbegleitung sangen. Bei der Darbringung des Nacbmittagopfers wiederholte sich im ganzen der gleiche Dienst wie bei der Darbringung des Morgenopfers. Maimonides folgt in dieser Darstellung in einigen Punkten nicht den Angaben in unserem Traktat, sondern den dazu im Talmud angeführten abweichenden Ansichten anderer Mischnalehrer. Der Traktat besteht aus 7 Abschnitten, im Cod. Cambridge (ed. Lowe) sind die Abschnitte 6 und 7 in einen Abschnitt zusammengezogen.